Riesenmaschine

20.09.2005 | 12:32 | Alles wird besser | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Abgehört


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Verstörende Nachrichten erreichen uns via Scientific American aus Berkeley, der Weltzentrale für verstörende Nachrichten. Doug Tygar und sein Team haben eine Software entwickelt, die aus den Klappergeräuschen der Tastatur zuverlässig die ursprüngliche Texteingabe rekonstruiert. Ein richtiges Abhörsystem für Tastaturen, also den Geräten, denen wir jeden Tag mehr anvertrauen als unseren Haustieren, sprich alles. Wer es immer noch nicht glaubt: Tygar berichtet ausführlich, zum einen (natürlich) in seinem Blog, zum anderen in einer unterhaltsamen Publikation. Wie immer bei derart weitreichenden Erfindungen steht man zunächst mal eine Weile sprachlos herum und sagt gar nichts. Dann aber wird einem ganz überraschend klar, dass diese Technik sowohl Risiken als auch Möglichkeiten mit sich bringt, genauso wie seinerzeit die Erfindung des Buches (Hera Lind vs. Goethe) oder die Entdeckung der Radioaktivität (früher Tod von Marie Curie vs. Nobelpreis für Marie Curie). Wir sind in solchen Dingen erfahren genug, um den Überblick zu behalten, und geben hier drei wichtige Hinweise, die das Schlimmste verhindern:
1. Keine Passwörter mehr eingeben, während man telefoniert. Viel zu riskant.
2. Jeden Monat das Tastaturlayout und damit den Klang der Buchstaben verändern.
3. Beim Schreiben immer ein Diktiergerät mitlaufen lassen; das spart sowohl Zwischenspeichern als auch Speichern generell, ja, letztlich die Anschaffung einer teuren Festplatte.
Schließlich noch eine Bitte an alle phantasiebegabten Entwickler: Mit nur wenig Aufwand kann man mit Hilfe des Tastaturabhörgeräts ein System bauen, das es erlaubt, mit den Fingern zu sprechen. Schön und gut, aber dies kann nur ein Anfang sein. Wir plädieren energisch für eine gerechte Verteilung aller Körperfunktionen auf alle Organe. Mit der Leber radfahren! Endlich Bauchnabelorgasmen! Warum nicht mal mit dem Rückenmark telefonieren? Es ist noch viel zu tun, Berkeley.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- neue Features entdecken

- Ein Pfeifffrosch namens Lordi

- Zombie Nation (neuer Lottmannroman)

- mit Unwissen hausieren gehen

*  SO NICHT:

- papierloses Büro (macht das Kraut nicht fett)

- naiv drauflos metaphysizieren

- Röhrenjeans (das Wort)

- definitorische Autopoesie


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Match Point", Woody Allen (2005)

Plus: 11, 42
Minus: 37, 74, 89
Gesamt: -1 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV